Bei der Operation des Leistenbruches muss die Bruchlücke sicher verschlossen werden. Hierzu verfügen die Operateure der MarienPark Klinik über verschiedene Methoden, die sich an den unterschiedlichen Gegebenheiten des Patienten orientieren.
Vorzugsweise wird die Bruchlücke mit einem Netz verschlossen, welches über eine minimale Inzision der Haut eingebracht wird.
Vorteil dieser Methode ist, daß der Operateur sich direkt einen Überblick über die Anatomie verschaffen kann, Nerven sorgfältig schont und je nach vorhandener Situation ein entsprechendes Implantat (Netz) aussuchen kann, welches von Größe und Material her für den Patienten am geeignetsten ist und ideal platziert werden kann.
So können wir eine große Rezidivfreiheit garantieren.
Natürlich kann dieser Eingriff, wenn gewünscht, auch in Lokalanästhesie durchgeführt werden.
In der Regel wird der Eingriff aber in einer oberflächlichen Vollnarkose komplikationslos durchgeführt.
Zur postoperativen Schmerztherapie wird aber immer zusätzlich eine lokale Betäubung vorgenommen, um den Wundschmerz nach der Operation auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
Unsere Operateure verfügen selbstverständlich auch über Operationsmethoden ohne das Einbringen eines Netzes (z.B. Operation nach Shouldice). Die Wahl der Methode wird immer mit den Beschwerden des Patienten, dem Ausmaß seines Bruches und seinen Wünschen abgestimmt. Hierzu bedienen wir uns auch modernster diagnostischer Methoden wie Doppleruntersuchung und Ultraschall.
Wenn Sie mehr über den Leistenbruch wissen möchten, lesen Sie einfach untenstehende Informationen
Leistenbruch: was ist das?
Unter dem Begriff Leistenbruch (die Arzte sprechen von Hernia inguinalis) versteht man einen Durchtritt der Baucheingeweiden durch eine Öffnung im Bereich des Leistenkanals. Tritt ein Bauchwandbruch als Krankheitszeichen einer Erkrankung im Bauchraum in
Erscheinung, bezeichnet der Mediziner ihn auch als symptomatische Hernie.
Ursachen:
Dem Leistenbruch liegt eine Bauchwand-, Bindesgewebsschwäche zugrunde. Werden die Muskeln der Bauchwand z.B. im Rahmen der Bauchpresse angespannt, erhöht sich der Druck im Bauchraum, so dass die Bauchorgane gegen Lücken der Bauchwand gepresst werden. Ist eine Bauchwandlücke ausreichend groß, so kann ein Organ in sie hineingedrückt werden. Aus einer Ausstülpung von Bauchfell kann ein Kanal entstehen, durch den einzelne Darmschlingen austreten. Begünstigende Ursachen für Brüche sind eine allgemeine Bindegewebsschwäche, bei der die Bauchwand einer Druckzunahme im Bauch weniger Widerstand entgegensetzen kann, die Verstopfung ist dafür am häufigsten verantwortlich, ebenso Probleme beim Wasserlassen wegen einer Prostatavergrößerung oder starkes Husten bei chronischen Lungenerkrankungen. Auch ein Wasserbauch nach fortgeschrittenen Leberkrankheiten oder ein großer Tumor im Bauchraum führen zu Druckerhöhung und damit zu Hernien.
Die Leistenbrüche treten bei Männern und Frauen aller Altersgruppen im Verhältnis Männer: Frauen = 9:1 auf. Auch bei den Kindern werden diese Brüche in 1-3 % beobachtet, bei Frühgeborenen sogar bei etwa 5 %.
Krankheitszeichen - Beschwerden:
Der unkomplizierte Bruch:
An der Bruchstelle treten zunächst ziehende Schmerzen auf, vor allem beim Husten oder beim Heben schwerer Lasten. Sie verschwinden in der Regel wieder, sobald der Patient ruht. Charakteristisch ist die Geschwulst an der Bruchstelle.
Mögliche Komplikationen:
Der komplizierte Bruch:
Hauptgefahr ist die Einklemmung des Darms in der Bruchpforte. Durch eine Reizung des Bauchfells (Peritoneum) können Übelkeit und Erbrechen sowie in manchen Fällen Schwindel mit Ohnmachtsneigung auftreten. Die Beschwerden sind unterschiedlich stark, zuerst tauchen sie beim Heben schwerer Lasten oder beim Pressen während des Stuhlgangs auf. Mit der Zeit entwickelt sich ein Dauerschmerz, Durchfall oder Verstopfung kommen hinzu. Gefährlich wird der Bruch, wenn der Darm in der Bruchpforte eingeklemmt wird. Die Stuhlpassage ist dann nicht mehr möglich, und durch Abschnüren der Blutgefäße kann der betroffene Darmteil absterben. Darmverschluss, Bauchfellentzündung und Kreislaufstörungen bis zum Schock können die ernsten, sogar lebensbedrohlichen Folgen sein. Die größte Gefahr einer Hernie liegt in der Einklemmung der Bauchorgane. Unter einem erhöhten Druck gelangen die Eingeweide sehr leicht in den weiten Bruchkanal. Lässt der Druck nach, wird der Kanal eingeengt können die ausgetretene Organe nur schlecht an ihre ursprüngliche Lage zurückkehren.
Typische Komplikationen sind:
1) Wird eine komplette Darmschlinge eingeklemmt, kann der Darminhalt nicht weitertransportiert werden. Es kommt zum Darmverschluss (Ileus).
2) Sollten die in den Bruchkanal austretende Eingeweide einklemmen, so kommt die Blutzirkulation im Gewebe zum Stillstand. Das nicht mehr mit Sauerstoff versorgte Gewebe stirbt ab und kann somit zum Patiententode führen.
3) Wird die Darmschlinge so eingeklemmt, dass die Sauerstoffversorgung ausfällt, kann es zum Absterben der Darmwand (Nekrose) mit anschließender Perforation kommen. Durch die Entleerung von Darminhalt in die Peritonealhöhle entsteht eine Peritonitis (Bauchfellentzündung).
Diagnostik:
Die Patienten merken in der Regel ein geschwulstartiges Gebilde in der Leiste, das bei Husten und/oder beim Pressen größer wird. In Ruhe und/oder im Liegen verschwindet dieses Gebilde in der Regel. Einige Brüche wie Zwerchfellhernien lassen sich nur auf dem Röntgenbild oder bei einer Endoskopie feststellen.
Der Arzt stellt die Diagnose bei der körperlichen Untersuchung, indem er den Bruchsack und die Bruchpforte zunächst mit dem Finger zu tasten versucht. Er sucht nach den Bruchpforten und dem Bruchsack an den typischen Stellen, z. B. in der Leiste. Die Untersuchung wird im Stehen durchgeführt, wobei der Arzt seinen Patienten bittet, zu husten. Die Hernie stößt dabei wegen des hohen Bauchinnendrucks an die Hand des Arztes an. Um sicher zu sein, dass die Ausbuchtung auch wirklich Darm enthält und nicht etwa eine Fettgeschwulst ist, hört er mit dem Stethoskop auf Darmgeräusche im Bruch.
Ferner lässt sich bei einer Ultraschalluntersuchung, die wir hier in der Praxis mit modernsten Techniken durchführen, der Inhalt und die genaue Lage des Bruchs erkennen. Wenn die Diagnose dabei nicht eindeutig gestellt werden kann, kommt die Röntgenuntersuchung mit Verabreichung eines Kontrastmittels in Frage.
Allgemeine Information zur Behandlung:
Hernien heilen nicht von selbst, da sich die Bruchpforte nicht von alleine schließt, sondern sich eher kontinuierlich erweitert. Mit der zunehmenden Vergrößerung der Bruchpforte steigt die Wahrscheinlichkeit einer Einklemmung rapide an. Aus diesem Grund sollten Bruchpforten möglichst umgehend operativ geschlossen bzw. entsprechend gesichert werden (z.B. der Leistenkanal beim Mann). Die Therapie der Hernien ist in den allermeisten Fällen die Operation. Nur durch sie ist eine Heilung zu erreichen, von selbst verschließt sich ein Bruch nicht.
Einige der Hernien können sich zwar in den Bauch zurückverlagern (gleitende Hernien), beim nächsten Pressen oder Anheben schwerer Lasten rutschen sie aber erneut in die bestehende Bauchwandlücke. Dabei wird die Lücke von Mal zu Mal größer, und die Gefahr einer Einklemmung größerer Darmabschnitte steigt. Eingeklemmte und von der Blutversorgung abgeschnittene Hernien sind ein Notfall und müssen sofort operativ befreit werden.
Die Behandlung der Hernien achtet der Arzt auf die körperliche Verfassung des Patienten. Wenn die Operation strikt abgelehnt wird oder der Allgemeinzustand des Patienten sie nicht zulässt und keine Notfallindikation zur Operation vorliegt ist die Anlage eines Bruchbandes sinnvoll. Das Band verhindert durch ein Kissen an der Bruchstelle, dass erneut Darm austritt. 100-prozentige Sicherheit bietet das Bruchband aber nicht, außerdem bildet sich an der durch das Kissen gestützten Stelle die Bauchmuskulatur zurück, was nachfolgende Brüche an gleichem Ort begünstigt. Die alleinige Therapie mit dem Bruchband kommt daher nicht in Frage.
Prinzipien der chirurgischen Behandlung:
Eingeklemmte Hernien müssen sofort operativ befreit werden. Der vorgefallene Darmteil wird in die Bauchhöhle zurückverlagert und die Lücke in der Bauchwand geschlossen. Zur Stabilisierung der Bauchwand können Netze eingenäht werden. Wenn der Darm schon stark eingeklemmt war, ist zu befürchten, dass diese Darmschlinge absterben könnte und zu schwerwiegenden Komplikationen bis zum Patiententod führen können. Es gilt der alte Merksatz für Chirurgen: "Über einem eingeklemmten Bruch darf die Sonne weder auf- noch untergehen".
Da alle modernen Methoden ähnlich gute Ergebnisse bringen, sollten Sie sich hier ruhig auf die Erfahrung und Empfehlung des operierenden Arztes verlassen.
Operation nach Bassini:
Diese Operationsart wurde von dem italienischen Chirurgen Bassini bereits 1884 erfunden und zählt daher zu den Routineeingriffen. Der Bruchsack wird beseitigt und die Bruchpforte verschlossen. Dazu werden die Bauchmuskeln zum Leistenband herabgezogen und festgenäht. Die vorher muskelfreie Hinterwand des Leistenkanals wird durch Muskeln verstärkt...
Die Bassini-Methode wird heutzutage zunehmend vom Operationsverfahren nach Shouldice und Lichtenstein abgelöst.
Operation nach Shouldice:
Bei der Methode nach Shouldice (Name des Kanadischen Chirurgen) wird im Gegensatz zur Bassini-Technik die Hinterwand des Leistenkanals mit der bindegewebigen Hülle, die zwischen der Innenfläche der Bauchwand und dem Bauchfell liegt, verstärkt, weolches einen sehr guten Verschluß der Bruchpforte bewirkt.
Operation nach Lichtenstein:
Bereits vor 2 Jahrzehnten wurden nach der so genannten Lichtenstein-Methode Kunststoffnetze zur Verstärkung der Bauchwand eingepflanzt, die einen Schlitz zum Durchführen des Samenstrangs haben.
Schlüssellochoperation (Laparoskopie):
Operation mittels Laparoskopie:
Bei der "Schlüssellochoperation" wird ein Kunststoffnetz in die Bauchhöhle eingeführt. Das Netz wird über die Bruchstelle gelegt und fixiert, dabei achtet der Chirurg, dass das Netz optimal platziert wird, um zu verhindern, dass es mit dem Samenstrang verwächst.
Laparoskopische Techniken
TEPP:
Bei dieser laparoskopischen Technik (Total Extraperitoneale Preperitoneale Netz-Plastik, TEPP) wird ein grössflächiges Netz über alle drei möglichen Bruchpforten gelegt und mit Klammern oder mit einer Naht fixiert.
TAPP:
Eine weitere laparoskopische Methode (Trans Abdominal Preperitoneale Plastik = TAPP), wird innerhalb des Bauchfells durchgeführt und hat den Vorteil, dass der Chirurg den Bauchraum einsehen kann.
HERNIE - Wahl der Betäubung während der Operation:
Die Operation kann in Vollnarkose, Lokalanästhesie, Spinalanästhesie oder Epiduralanästhesie durchgeführt werden, die laparoskopische Leistenbruchoperation jedoch nur in Vollnarkose. Über die Betäubungsmethode wird man von den Anästhesisten, die diese Operationen begleiten, informiert. Bei der laparoskopischen Methode ist eine Lokalanästhesie zur postoperativen Schmerztherapie erschwert.
Nach der Operation:
In der Regel kann der Patient schon am Tag der Operation nach Hause gehen.
Ist ein stationärer Aufenthalt notwendig, so beträgt er wenige Tage.
Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit richtet sich nach der gewählten Methode und der körperlichen Arbeitsbelastung des Patienten. Büroarbeit kann bei allen Methoden von 50 Prozent der Patienten nach einer Woche, nach zwei Wochen von allen Operierten wieder aufgenommen werden. Leichte körperliche Arbeit ist nach einer laparaskopischen Operation nach einer Woche, bei den anderen Methoden nach zwei Wochen wieder möglich. Das Heben schwerer Lasten sollte erst nach circa einem Monat wieder durchgeführt werden. Leichte Sportarten wie zum Beispiel Wandern und Schwimmen sind ab der ersten Woche erlaubt. Grundsätzlich ist der Wundschmerz bei jedem Patienten von unterschiedlicher Intensität und Dauer. Er sollte allerdings circa drei Wochen nach der Operation abgeklungen sein.
Erfolgsrate:
Generell kann gesagt werden, dass das Operationsrisiko eines unkomplizierten Leistenbruchs sehr gering ist. Die Sterblichkeitsrate bei geplanten Leistenbruchoperationen liegt bei nahezu Null. Ansammlungen von Wundsekret, Blutergüsse - vor allem am Hodensack, Nachblutungen, Gefäßverletzungen, Infektionen der Wunde und des eventuell eingesetzten Netzes kommen recht selten vor.
Bei Buben kann es bei der Operation zu Verletzungen der Samenleiter kommen, weil diese erst zart ausgebildet sind. Bei Kleinkindern reicht es meist aus, die Bruchpforte zu vernähen. Vereinzelt beobachtet man eine leichte Hoden- oder Hodensackschwellung. Diese entsteht durch die Einengung der Bruchpforte. Die Behandlung mittels eines Hodensackhalters (Suspensorium) ist meist ausreichend.
Die häufigste Spätkomplikation ist das erneute Auftreten des Leistenbruchs. Sie ist abhängig von der Operationsmethode und beträgt durchschnittlich 1-7 Prozent. Bei der laparaskopischen Leistenbruchoperation besteht nach der Operation zusätzlich die seltene Gefahr von Blasenentleerungsstörungen. Wenn zu wenig Titanklammern verwendet worden sind, kann sich auch das Netz lösen und in der Bauchhöhle herumwandern.
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